Familientreffen bei der 71. Rund Um
Bereits am Mittwochabend fuhren wir nach Konstanz zu unserer Nebelhexx, um am nächsten Morgen mit großer Vorfreude nach Lindau zu starten. Endlich klappt unsere Teilnahme als Familiencrew, endlich haben alle Zeit. In Lindau treffen wir den Rest der Crew, unseren älteren Sohn und seine Freundin, beide aus Innsbruck kommend.
Den Freitag verbringen wir mit den Regattavorbereitungen, sprich erleichtern des Boots, Studium der Segelanweisung und natürlich vorbereiten der Verpflegung. Es wird zwar keine Mitternachtssuppe, aber Linsen-Nudel-Salat, Käse, Obst und weitere Leckereien geben. Jede Menge Kaffee muss natürlich auch vorgekocht werden.
Gegen 18 Uhr machen wir uns auf, wollen vorher noch ein paar Schläge segeln und einmal noch den Spi hochziehen. Schnell vergeht die Zeit bis zum Startschuss, den wir kaum hören können. Wir befinden uns etwas weit draußen an der langen Startlinie. Das Steuer führt unser älterer Sohn, er hat die meiste Regattaerfahrung unserer Familien-Crew. Trotzdem kommen wir nicht richtig vor an die Linie und starten dann zwar auf Backbordbug aber nicht gerade ideal in Richtung Schweiz. Bald legen wir um, schließlich hießen alle Prognosen, zunächst besser am Deutschen Ufer entlang zu fahren. Tja, wir parken aber hier gleich mal und das nicht zu kurz. Unserer guten Stimmung tut das aber keinen Abbruch. Geduld ist gefragt, die Nacht noch lang…
Mit Einbruch der Dämmerung zieht etwas Wind auf und wir kommen wieder vorwärts. Die nächste Schwierigkeit besteht im Auffinden der Boje 1 vor Romanshorn. Mit einem wundervollen 10kn-Nachtwind nähern wir uns dem Schweizer Ufer und suchen mit Adleraugen das Blitzlicht der Tonne. Leider ist unser Navigationsgerät ausgefallen und die Jungs versuchen mit ihren Handys Orientierung zu finden. Das gelingt nur mittelgut und wir eiern etwas herum. Endlich nimmt die Bootsdichte um uns herum wieder zu. Irgendwann erkennen wir auch das Blitzlicht und sind bald im Gemenge vieler Boote. Einer schreit „Raum“, einer nimmt uns fast den Raum. Doch im hellen Mondlicht klappt die Tonnenrundung problemlos, die Boote der dritten Startgruppe kehren hier schon wieder um.
Wir in der Startgruppe zwei ziehen weiter Richtung Eichhorn und haben fast einen Anlieger zur Tonne. Beim Umrunden entdecken wir unsere Vereinskollegen auf der Xpresso, wundern uns aber, dass der Abstand zu ihnen immer größer wird. Parken die vielleicht auch? Wir sind schon auf Spikurs und es läuft recht gut. Dann wird der Wind leider weniger – doch das Tageslicht mehr. Kaffee wird aufgetischt, alle frühstücken mit gutem Appetit. Die Sonne zeigt sich auch schon am Horizont und wir merken, es wird ein weiterer heißer Tag. Bald schwitzen wir, die Spischoten fordern dauernde Aufmerksamkeit, es wird anstrengend, die Augen auf zu halten. Da hilft nur eins: Musik an! Guter Laune wechseln wir uns an Schoten und Pinne ab. Doch nun wird der Wind löchrig und stetig schwächer. Wir parken mal wieder. Mühsam dümpeln wir vorwärts, mal zupft einer hier, mal ein anderer dort, leider beschleunigt unsere Nebelhexx nicht. Also weiter in Geduld üben. Jetzt gilt es, die gute Stimmung zu erhalten, wir laben uns am kühlen, knackigen Nudelsalat. Sollten wir besser ans deutsche Ufer wechseln? Da müssen wir erst mal hinkommen! Das klappt leider nicht, wir schleichen in der Seemitte dahin. Immer wieder stecken wir fest, das Wasser wirkt bleiern, Mückenschwärme umschwirren uns. Eimerduschen sind die Rettung und Schweizer Nusstörtli…
Irgendwie kommen wir dann doch noch vorwärts, unser Spi wird von der Jugend mit großer Geduld und Akribie gefahren. Schließlich ist Lindau in Sicht und der Wind nimmt etwas zu. In gemächlichem Tempo passieren wir über uns selbst witzelnd unseren Parkplatz vom Vorabend. Wenig später packen wir den Spi ein und passieren das Läutwerk. Und endlich durchfahren wir die Ziellinie. Hurra, unsere erste Familien-Rund-Um ist geschafft – in gut 21 Stunden und trotzdem in bester Stimmung. Das reichte auf Platz drei in der X-99-Wertung, also Letzte, denn zwei der fünf gemeldeten Xen gaben auf. „Nein, Podest!“ meinte unser Junior grinsend. Richtig, alles Ansichtssache!
Anja Kieweg, Nebelhexx
Gesamtergebnis |